Marianne Ströber-Saile engagiert sich schon seit über 40 Jahren in Burghausen. Mehr als die Hälfte ihres Lebens widmete sie sich der Erziehung und Förderung von Kindern. Als langjährige Leiterin der AWO-Kindertagesstätte Zauberwald in Burghausen prägte sie die pädagogische Arbeit vor Ort maßgeblich. Auch heute, im Alter von 70 Jahren, bleibt sie aktiv und engagiert: Seit 2019 ist sie Vorstandsvorsitzende des AWO-Ortsvereins in Burghausen und setzt sich mehrmals die Woche ehrenamtlich ein.
Aufgewachsen im kleinen Dorf Holzhausen nahe Tittmoning, entdeckte Marianne Ströber-Saile früh ihre Leidenschaft für die Betreuung von Kindern. Bereits in jungen Jahren übernahm sie oft die Aufsicht über die Nachbarskinder. Nach der Schule wollte sie deshalb auch Kinderkrankenschwester werden. Doch nach einem längeren Praktikum im Krankenhaus entschied sie sich anders: Sie wollte Erzieherin werden. Dieser Entschluss führte sie an die Fachakademie in Landshut, wo sie ihre Ausbildung zur Erzieherin absolvierte. Anschließend fing sie in der heutigen AWO-Kindertagesstätte Zauberwald in Burghausen an, die damals noch unter der Trägerschaft von Wacker Chemie stand.
Vom Kindergarten zur AWO-Kita
Zehn Jahre nach ihrem Einstieg in die Einrichtung wurde Marianne Ströber-Saile 1983 zur Leiterin des damaligen Kindergartens. Doch diese Beförderung brachte auch große Herausforderungen mit sich: Eine große Umstrukturierung begann, als die Trägerschaft der Einrichtung von Wacker Chemie auf die Stadt Burghausen und schließlich auf den AWO Bezirksverband Oberbayern überging. Diese Phase war geprägt von Unsicherheiten und intensiven Verhandlungen. „Es war eine anstrengende Zeit, aber auch eine heilsame“, beschreibt Ströber-Saile die Übergabe aus heutiger Sicht. In der Phase setzte sie sich entschlossen für die Interessen der Mitarbeiter*innen ein und bewies Führungsstärke.
Unter der neuen Trägerschaft der AWO änderte sich auch die pädagogische Ausrichtung der Einrichtung. Der situationsorientierte Ansatz, bei dem die Bedürfnisse der Kinder im Mittelpunkt stehen, entsprach ganz den Vorstellungen von Marianne Ströber-Saile. Gemeinsam mit ihrem Team konnte sie nun flexibler auf die Interessen und Entwicklungen der Kinder eingehen.
Musikpädagogik als Herzensprojekt Ein zentrales Element ihrer pädagogischen Arbeit war immer die Musik, denn Marianne Ströber-Saile hatte große Freude daran, mit Kindern zu singen. Daher entwickelte sie das Programm „Zaubermusik“. Mit dem Programm förderte und stärkte sie die musikalischen Fähigkeiten der Kinder. Doch auch in anderen Bereichen war sie vielseitig engagiert: Sprachförderung, naturwissenschaftliche Experimente und kreatives Basteln machten ihr besonders viel Spaß. Mit ihrer Arbeit schuf Marianne Ströber-Saile ein vielseitiges Lernumfeld, das sich an den Bedürfnissen und Interessen der Kinder orientierte. Besonders am Herzen lag ihr, dass die Kinder zu eigenständigen und selbstbewussten Persönlichkeiten heranwuchsen. „Mein Ziel war immer, dass sie mich nach zwei, drei Jahren nicht mehr brauchen“, erklärt die 70-Jährige. Diese Philosophie spiegelt die Werte der AWO wider, die auf eine lern- und entwicklungsanregende Atmosphäre abzielen, in der sich Kinder wohlfühlen. Dadurch sollen sie ermutigt werden, aktiv und möglichst unabhängig zu handeln.
Flexible Strukturen und pragmatisches Management
Mit ihrer klaren und offenen Führung schuf Marianne Ströber-Saile flexible Strukturen und passte das Betreuungsangebot den wandelnden Bedürfnissen der Familien an. So entstand unter ihrer Leitung eine Kinderkrippe, die das Angebot der Kita erweiterte. Ihre Herangehensweise war dabei stets pragmatisch und lösungsorientiert. Sie selbst beschreibt sich als „keine Freundin von unsinnigen Entscheidungen“ und daher sorgte sie dafür, dass administrative Anforderungen nicht die pädagogische Arbeit beeinträchtigten. Hierbei half ihr eine enge Zusammenarbeit mit ihrer Stellvertretung, die sie bei den bürokratischen Aufgaben unterstützte.
Marianne Ströber-Saile legte als Leiterin stets sehr viel Wert auf Teamarbeit und Eigenverantwortung. Sie ermutigte ihr Team, Entscheidungen eigenständig zu treffen und neue Ideen auszuprobieren, solange diese mit dem pädagogischen Gesamtkonzept vereinbar waren. Geduld und Gelassenheit seien dabei ebenso wichtig wie ein respektvoller Umgang und offene Kommunikation, um ein harmonisches Miteinander zu gewährleisten. Besonders wichtig war ihr auch der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Eltern, Erzieher*innen und Kindern. Marianne Ströber-Saile setzte daher vor allem auf ein offenes Umfeld. „Mir war immer wichtig, dass die Leute das Gefühl haben, das ist ein Haus für uns, für unsere Kinder und wir sind auch willkommen“, erklärt die ehemalige Leiterin.
Abschied in den Ruhestand
Marianne Ströber-Saile prägte die Kindertagesstätte nachhaltig und bemühte sich stets um ein offenes, förderndes und kreatives Umfeld für Kinder. Nach mehr als vier Jahrzehnten verabschiedete sich Marianne Ströber-Saile 2015 in den Ruhestand – ein Schritt, der von ihr bewusst vorbereitet wurde. Sie erlebte ihr letztes Jahr in der Kindertagesstätte besonders intensiv. Sie genoss es, alle Feste und Rituale zum letzten Mal zu erleben und bewusst Abschied zu nehmen. Ihr Abschied wurde zu einem emotionalen Fest, organisiert von ihrem Team und der AWO. „Es war an der Zeit, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen“, sagt sie über diesen Schritt, denn sie wollte mehr Zeit mit ihrem Mann verbringen und neuen Phasen in ihrem Leben Raum geben.
Vielseitiges Engagement im AWO-Ortsverein Burghausen Doch ihre aktive Zeit endete nicht mit dem Ruhestand: Seit 2019 ist sie Vorsitzende des AWO-Ortsvereins Burghausen. Bereits während ihrer Zeit als Leitung der Kindertagesstätte engagierte sie sich im Vorstand des AWO-Ortsvereins. Als die Vorstandsvorsitzende zurücktrat, übernahm sie das Amt und nutzte die Gelegenheit, sich in die Vereinsstruktur einzuarbeiten und neue Programme zu gestalten. Ihr Engagement ist vielseitig: Sie organisiert wöchentliche Treffen für Senior*innen, gemeinsames Singen, Turnen sowie größere Veranstaltungen wie Tanzabende und Vorträge.
Trotz vieler Bemühungen bleibt es schwierig, neue Mitglieder zu gewinnen. Marianne Ströber-Saile vermutet, dass die Vereinsarbeit nicht mehr so populär ist wie früher, weshalb sie flexibel in ihrer Gestaltung ist. So sind auch alle, die kein AWO-Mitglied sind, bei Veranstaltungen immer herzlich willkommen.
Aktiv bleiben und Gemeinschaft leben
Neben ihrem Engagement für die AWO hat Marianne Ströber-Saile ihre Liebe zur Musik nie aufgegeben. Seit drei Jahren leitet sie wieder das Musikprojekt „Zaubermusik “, das sie damals während ihrer Zeit in der AWO-Kindertagesstätte in Burghausen eingeführt hat. Mit dem Programm fördert sie speziell Vorschulkinder durch Singen, Tanzen und Musizieren. Zusätzlich ist sie in drei Chören aktiv und leitet noch dazu einen Kinderchor in Tittmoning. Für Marianne Ströber-Saile ist das Gefühl wichtig, anderen etwas geben zu können und sich sinnvoll einzubringen.
Um sich selbst fit zu halten, schwimmt die 70-Jährige im Sommer fast täglich, und im Winter geht sie gerne spazieren. Trotz ihrer vielen Aktivitäten findet sie aber auch die Zeit, ruhige Tage zu genießen. Ihr Rat an andere, die in den Ruhestand gehen? Aktiv bleiben, sich eine Aufgabe suchen und offen für Begegnungen mit anderen sein – denn Gemeinschaft hält lebendig.
Text: Sabrina Huber
Foto 1: Christian Willwerth
Foto 2: Kindertagestätte Zauberwald Burghausen
Der Artikel ist in der Ausgabe 4/2024 unserer Mitgliederzeitschrift WIR auf Seite 12 erschienen, siehe Wir mit dem Teil aus Oberbayern ab Seite 11 (PDF | 4 MB)
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