Tierische Freu(n)de
Egal ob flauschig oder gefiedert: Tiere brachten mit ihren Besuchen reichlich Abwechslung in den Corona-Alltag der Seniorenzentren und bescherten allen Bewohner*innen viele Augenblicke der Freude. In den meisten Häusern gehören die munteren Vierbeiner längst zum Inventar. Tierische Besuche sind kein Novum in den Seniorenzentren der AWO Oberbayern. Katzen, Hasen, Hühner oder Esel waren schon zu Gast. In den meisten Häusern gehören Vierbeiner zum Alltag. In einigen Einrichtungen darf man sogar zusammen mit seinem tierischen Begleiter einziehen. Vorausgesetzt jedoch, man kann sich noch selbständig um das Tier kümmern. Insbesondere im Seniorenzentrum in Wolfratshausen wird über das „Leben mit Tieren
in einer Pflegeeinrichtung“ schon viele Jahrzehnte wissenschaftlich geforscht.
Biene, Sissi und Stofferl arbeiten ehrenamtlich
Im Seniorenzentrum Feldkirchen-Westerham kümmert sich Sabine Schmid-Eberherr, Sozialdienstleitung, um die tierischen Besucher. Grundsätzlich darf jede*r Angehörige*r ihren*seinen Hund zu Besuch mitbringen. Sobald das Tier jedoch auch außerhalb des besuchten Wohnbereichs unterwegs
ist, werden Herrchen oder Frauchen inklusive Hund oder Hündin als Ehrenamtsmitglied eingetragen. Außerdem muss das Tier geimpft und versichert sein. „Ein Hund muss auf jeden Fall gesund sein und regelmäßig vom Tierarzt betreut werden, bevor er die Bewohner*innen besucht“, erklärt Schmid-Eberherr. Seit einigen Monaten kommen jeden zweiten Dienstag Biene und Sissi zu Besuch. Sie sind deutsche Jagdhündinnen und werden
von der ehrenamtlichen Mitarbeiterin Johanna Arz betreut.
Die Herausforderung für die Hundedamen ist, zwei verschiedene Wohngruppen nacheinander zu besuchen. „Viele Menschen, unterschiedliche Geräuschquellen und Lautstärken, verschiedene Gerüche usw. – dies alles müssen die Tiere aufnehmen und verarbeiten können“, weiß die Sozialdienstleiterin. Nicht alle Hunde eignen sich für einen solchen Besuchsdienst. Aber das Frauchen kennt sie ganz genau, so dass die Besuche nicht nur für die Bewohner*innen eine Freude sind, sondern auch für Biene und Sissi. Die Hundedamen haben seit kurzem noch Verstärkung bekommen: Stofferl, ein junger lebendiger, aber sehr einfühlsamer Kooikerhondje, ein niederländischer Jagdhund, sorgt jeden Sonntag für viel Abwechslung.
Trotz Pandemie jeden Tag genießen
Auch im AWO-Zentrum Freilassing gab es im letzten Jahr tierischen Zuwachs: Zwei ältere Damen aus München sind eingezogen, um hier ihren Lebensabend zu verbringen. Sie wohnen im Gerontobereich in den Hausgemeinschaften Thumsee und Königssee. Die Rede ist von Momo und Sydney, zwei Katzen, die bisher ihr ganzes Leben miteinander verbracht haben. Die weiß-graue Momo ist eher schüchtern, aber dennoch verschmust. Die dreibeinige Sydney ist sehr emphatisch und begleitet gerne die Mitarbeiter*innen im Wohnbereich. Für Tierliebhaber* innen sind die beiden eine Bereicherung.
„In dieser belastenden Zeit sind Katzen ein Vorbild für uns alle: Geduld, Ruhe und Gelassenheit und trotz Pandemie jeden Tag genießen“, schmunzelt Einrichtungsleiter Andreas Achmed-Weis. Er begrüßt die beiden Bewohnerinnen täglich auf seinem morgendlichen Rundgang durchs Haus. Auch zwei Therapiehunde besuchen regelmäßig das Seniorenzentrum.
Hauskatze Lucy lebt im Herzen weiter
Im Wohnbereich 1 im Seniorenzentrum in Kirchseeon lebte seit mehr als vier Jahren die Hauskatze Lucy. Sie kam als Babykatze ins Haus und wurde seither von den 25 Bewohner*innen liebevoll versorgt. Leider musste das Kätzchen plötzlich, inmitten unserer Redaktionsarbeit für dieses Heft, aufgrund einer Krankheit eingeschläfert werden. Lucy war erstaunlich emphatisch: Sie spürte genau, wenn es jemandem nicht gut ging oder wenn jemand auf dem Weg zum Lebensende war. Dann war sie besonders anhänglich und vermittelte mit ihrer Nähe eine wohlige Wärme. Im Seniorenheim aufgewachsen wusste sie, dass zum Beispiel Rollstühle keine Bedrohung sind. Wenn abends Geschichten vorgelesen wurden und Mundharmonika gespielt, legte sie sich meistens dazu.
Lucy verstand sich prächtig mit Lotta, einer Labradorhündin, die auch täglich im Pflegeheim zu Gast ist. Lotta ist seit nunmehr 18 Jahren fester Bestandteil in der Einrichtung. Lydia Wörlein, Einrichtungsleiterin, bringt sie täglich mit ins Büro. Die Tiere halten „ihre Menschen“ im positiven Sinne auf Trab, der Umgang mit ihnen und das Kümmern um die Vierbeiner sorgt für mehr Lebensfreude. Auch Heimbewohner*innen, die bettlägerig sind, müssen nicht auf den tierischen Besuch verzichten. Pflegekräfte nehmen den Hund regelmäßig, wenn gewünscht, mit auf die Zimmer und bringen so Abwechslung in den Alltag.
Hundedame Lotta sorgt für manche Erinnerung
„Bei uns im Seniorenzentrum in Kirchseeon werden ja in der Regel zumeist über 80-jährige Heimbewohner*innen gepflegt“, berichtet Lydia Wörlein. „Doch jetzt können sich die Bewohner*innen einmal selbst um jemanden kümmern, indem sie die Vierbeiner füttern und streicheln. Viele reden dann auch laut mit den Tieren, die in diesem Moment mehr sind als nur ein tierischer Besuch.“ Ein Hund animiert zur Bewegung und zum Gespräch. Das Tier weckt oft alte Erinnerungen, es steigert die Lebensqualität und es vermittelt vor allem Trost.
Ein Türöffner in die Vergangenheit
„Tierbesuche kommen bei allen Bewohner*innen gut an, egal ob mit oder ohne Demenz. Und wenn es nur ein Lächeln ist, das kurzzeitig das Leiden vergessen lässt“, weiß auch Sarah Berchtold, Sozialdienstleiterin in Kirchseeon. „Der Hund ist sehr oft ein Türöffner in die Vergangenheit. Wenn jemand stark demenziell erkrankt ist, dann erkennt man viele Reaktionen, die Lotta bei den Menschen auslöst.“
Die Pflegekräfte orientieren sich dabei jedoch immer streng an der Biographie eines*r jeden Bewohner*in. Nur diejenigen, die Tiere mögen, werden im Alltag besucht und dürfen gerne die kuschelige Wärme und das flauschige Fell des Tieres genießen.
Astrid Kornelius
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Das Leben mit Tieren in unseren Seniorenzentren in Feldkirchen-Westerham, Freilassing und Kirchseeon.
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